Musikmaschinen gestern
Synthesizer - Musikmaschinen aus einer anderen Welt
Von Kindesbeinen an faszinierte mich die unschlagbare Vielfalt an Klängen, die nur ein Synthesizer produzieren konnte. Geträumt wurde schon in den achtziger Jahren von den unbezahlbaren analogen Soundwundern wie einem Oberheim Matrix 12. Ein Highlight war für mich immer die neuesten Synthesizer im Musik Markt Öhringen (Haagweg 11) probe zu spielen. Den gibt es leider schon lange nicht mehr. Auch im Internet findet man darüber nichts, so als ob es das nie gegeben hätte - Ausradiert aus der Zeit - Zumindest habe ich noch einen sehr gut erhaltenen original Aufkleber vom Musik Markt.
Hier ist er. Emotionen pur.
Bei den Synthesizern der 1980er Jahre waren die Favoriten meist aus dem Lager der Firma Roland. Gerne gespielt wurde auf dem Juno 1 und 2 sowie Roland JX-8p. Leider reichte es aber nur für einen gebrauchten Korg Poly-61.
Später kamen ein gebrauchter Korg DSS-1 als erster Sampler und ein Roland D-550 Racksynthesizer dazu. Der Korg DSS-1 war 8-stimmig, wog 18,5 kg und hatte einen internen Speicher von 512 kByte.
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Als Computer diente ein ATARI 1040 ST (der hatte unschlagbare 1 MEGABYTE RAM!)(Hallo ! nicht lachen, war im Jahr 1987 "HOCHTECHNOLOGIE"), ein Unitor von C-Lab für die Midi-Eingänge und den Verbund zu einer Fostex R-8 Spurmaschine. Auf der war aber die achte Spur mit einem Signal (SMPT) für die Zusammenarbeit von Computer und Bandmaschine belegt, somit waren es nur sieben Spuren.
Das erste Midi-Sequenzer Programm kam von der Fa. C-LAB und hörte auf den Namen "CREATOR".
Geträumt wurde ganz fest von einer Fostex E-16 Bandmaschine, was aber finanziell nicht zu realisieren war. Nicht einmal ansatzweise hätte ich daran gedacht, dass es keine 20 Jahre später Maschinen geben würde, die ohne mit der Wimper zu zucken mal so eben 200 Spuren aufnehmen und das ganz ohne zu Rauschen (boooaa!). Auch muss ich heute meine Festplatten nicht entmagnetisieren (kommt auch sicher nicht so gut), und auch diese Wattestäbchen mit Alkohol um den Bandkopf der Bandmaschine zu reinigen sind unnötig geworden. Ohne diese Prozedur hatte man nach einigen Stunden intensivem Gebrauch der Bandmaschinen deutliche Verluste an Höhen.
Damals war als Mischpult ein Mitec EX im Einsatz.
Der hatte zwar keine semiparametrischen Mitten und der EQ war aus heutiger Sicht etwas zu schmalbandig, war aber doch ganz brauchbar. Als Grundausstattung waren nur vier Sub-Gruppen und 12 Inlines vorhanden, die habe ich aber nach und nach durch gebraucht gekaufte Module erweitert.
Der erste gute Effektprozessor für den kleineren Geldbeutel war ein Lexicon LXP-1 (gutes Teil!) mit einem passablen dichten Hall. Der hatte auch schon Midi und man konnte über ein Atari-Editorprogramm richtig nett in das Geschehen eingreifen. Tja, solche Dinge gibt es heute auch so ganz nebenbei als Faltungshall auf dem PC/MAC.
Auch der Rhythmus stammte nicht vom Streaming einer Festplatte. Hier musste eine Roland R-8 Drum-Maschine ran. Die hatte echt gute Sounds und man konnte durch die vielen Einzelausgänge alles schön am Mischpult "einstöpseln". Wie meint ihr, Total Recall ? Äh, gab es nicht. Anscheinend hatte ich früher mehr Zeit und so hatte ich für jedes Projekt eine Skizze vom Mischpult und den darauf eingestellten Werten. Diese Merkblätter habe ich aber nie wirklich wieder gebraucht. Kaum war ein Song fertig, war der alte vergessen und nur noch das neue Projekt konnte begeistern, wie heute auch. Aber ich glaube, ich hatte ein gutes Gefühl dabei, alles schön akribisch aufzuschreiben und zu archivieren, das war wohl das Entscheidende. Hauptsache man geht mit einem guten Gefühl, wohin auch immer...
Nach meiner Atari und Bandmaschinen Zeit in den Achtziger und neunziger Jahren kam der Umstieg auf einen Pentium-Computer erst 1998. Ausschlaggebend war ein durchgeschmorter Dongle meines geliebten Roland D-50 Editorprogramms. Als man mich im Musikladen mit den Worten "Was??? Du arbeitest noch mit dem ATARI, das ist ja ein SKANDAL!!!" begrüßte, war der Abschied von meinem Atari 1040 ST unweigerlich gekommen.
Zu den damaligen PC-Programmen gehörte Musiksoftware wie Cubase VST/32 und auch Editorprogramme wie Emagic Sounddiver, mit dem man fast alle der damals bekannten Synthesizer am PC-Arbeitsplatz editieren konnte. Die Soundkarte kam von der Fa. Event Echo, hatte 20 Bit und hörte auf den Namen "Gina". Ganz wichtig war alle ca. zwei Jahre ein neuer PC, angefangen vom 166 MHZ über Pentium III mit 450 MHZ dann ein 550 MHZ und so weiter... War Blödsinn und Geldverschwendung, so was brachte und bringt keinerlei neue Kreativität und nur Frust, bis das neue System wieder mit all den Programmen gut läuft. Deswegen gilt bei mir heute, den "alten" ruhig noch etwas länger arbeiten lassen, ein neuer "leistungsstärkerer" PC erfreut zwar den Computerfachhandel, aber damit schreibt man auch keinen Hit.
Als Synthesizer kamen ab Mitte der Neunziger bis Anfang des neuen Jahrtausends ein Kawai K-5000r, ein Waldorf Microwave, Rolands JV-2080 und ein Korg Z1 dazu, alle gebraucht. Weiterhin kam ein Nord Modular hinzu, von dem ich mir aber mehr erhofft hatte, und einige ältere Synthesizer, die ich nie hatte, wie zum Beispiel einen Korg EX-8000 und eine Korg M1r. Und jetzt mal ganz direkt, bei den Synthesizersounds hat sich seitdem nicht mehr viel getan, es gibt keine Soundmaschine bei der man sagen könnte, WOW dieser Sound, das kann nur die. Kurzfristig hatte ich einen gebrauchten Roland V-Synth GT, von dessen Sounds war ich aber enttäuscht. Klang nach Plastik und brachte null musikalische Inspiration.
Seit jeher mag ich die Unterschiedlichen Sounds von Vocodern. Neben dem totalen Verfremden von Gesang und Sprache eignen sich diese Geräte auch gut alle Arten von eingespielten Instrumenten in eine andere Welt zu transportieren. Damit zu experimentieren finde ich sehr reizvoll. Der erste Vocoder war für mich ein elfbandiger MAM VF-11. Er war ein bisschen zickig und übersteuerte ganz gerne aber man bekam ganz nette Sounds damit hin. Gerne habe ich auch die internen Vocoder der Waldorf Synthesizer und des Yamaha Motif XS bzw. XF eingesetzt.
Als Mischpult hatte ich mir nach dem analogen Mitec EX Pult einen Roland VM-Mixer zugelegt, ja da sind wir wieder beim Thema "Total Recall" und digital usw. Der war im Nachhinein zu teuer und auch zu kompliziert, um bei gelegentlichen Mischpulteinsätzen bei irgendwelchen Musikveranstaltungen schnell damit reagieren zu können.
Tja vor Jahren war ich der Meinung Mischpulte haben ausgedient, mittlerweile sehe ich das anders, ich hätte gerne wieder etwas zum Anfassen und nachdem ich jetzt im Studio meine digitalen Klänge durch ein analoges Pult aufgefrischt angehört habe, glaube ich zu hören das die Sounds wärmer und voller klingen. Und somit steht auf meiner Musikgerätewunschliste ganz oben ein gutes analoges Mischpult... hab ich überhaupt Platz dafür, ääh ???
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